Aufgrund der Corona-Pandemie haben die Aktienbörsen weltweit massiv nachgegeben. Der Deutsche Aktienindex (DAX) hat an wenigen Tagen im März viele Prozentpunkte verloren. Bereits in den Wochen zuvor sind die Kurse zurückgegangen.
Auch Unternehmensanleihen verloren aufgrund höherer Risikoaufschläge deutlich an Wert. Im Gegenzug sind deutsche Staatsanleihen wiederum gestiegen. Seit den Tiefständen Mitte März haben sich die Börsen wieder etwas erholt und auch die Risikoaufschläge haben sich im Verlauf des Aprils weiter leicht reduziert. Die zwischenzeitlichen Verluste wurden aber bei Weitem noch nicht wieder aufgeholt. Wir rechnen auch in den nächsten Wochen mit weiterhin starken Marktschwankungen.
Die Corona-Pandemie als Anlass für den Einbruch an den Kapitalmärkten war nicht vorhersehbar. Der Einbruch selbst hingegen schon, denn in den letzten Jahren sind die Vermögenspreise übertrieben stark gestiegen. Eine deutliche Korrektur – aus welchem Anlass auch immer – war überfällig. Aus diesem Grund haben wir bereits im Herbst 2018 in erheblichem Umfang „überteuerte“ Anlagen verkauft und seitdem bis zu 15% Liquidität gehalten, obwohl wir auf diese Liquidität keinen Ertrag erzielen, ja sogar Strafzinsen zahlen müssen. Unsere zuvor durchgeführten Berechnungen zeigten uns, dass wir diese hohe Liquiditätsquote auch über einen sehr langen Zeitraum aushalten können.
Unsere Einschätzung, dass die Vermögenspreise in vielen Segmenten vor der Krise überhöht waren, hat sich aufgrund weiterer zwischenzeitlicher Korrekturen bestätigt. Es bietet sich jetzt die Chance, die Liquidität zu viel besseren Konditionen wieder anzulegen. Die Möglichkeiten für die Kapitalanlage der Pensionskassen sind auf längere Sicht nicht schlechter, sondern besser geworden.
Wann genau der richtige Zeitpunkt für die Kapitalanlage ist, wissen auch wir nicht. Wir wissen aber, dass die Anlagemöglichkeiten heute schon deutlich besser sind und haben daher in Teilen bereits die Initiative ergriffen. Wir analysieren weiterhin laufend das aktuelle Marktgeschehen und setzen sukzessive weitere Investitionsmaßnahmen um.
Wir ziehen in Betracht, dass die Vermögenspreise noch weitaus stärker fallen können. Wenn die Finanzmärkte einerseits übertrieben optimistisch sind, und es zu überhöhten Bewertungen kommt, treiben andererseits Angst und Panik die Bewertungen in den Preisverfall. Zuletzt war dies im September 2008 mit der unerwarteten Insolvenz der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers der Fall. Davon konnte die Pensionskasse seinerzeit stark profitieren, denn mit ihrer Finanzstärke und ihrem langfristigen Anlagehorizont kann sie sich von den panikartigen Reaktionen lösen und mit ruhiger Hand anlegen. So wird es auch dieses Mal sein. Eine mögliche Pandemie kann die Weltwirtschaft zwar hart treffen, aber mit dem Abflachen und Auslaufen der Pandemie kommt die Weltwirtschaft wieder in Gang. Die Kapitalmärkte werden diese Entwicklung zumindest teilweise vorwegnehmen.
Seit der globalen Finanzmarktkrise im Jahr 2008 haben Notenbanken und Politik immer wieder an den Märkten interveniert, was zu stark gesunkenen Zinsniveaus bei gleichzeitig verhältnismäßig stabilem Wirtschaftswachstum führte. Diese Maßnahmen hatten bislang keine signifikanten Effekte auf die Inflation sowie die Inflationserwartungen. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen: u.a. Effekte aus zunehmender Automatisierung, Digitalisierung, Produktivitätssteigerung, zwischenzeitliche rückläufige Preisentwicklungen von Rohstoffen und Veränderungen in der Zusammensetzung von „Warenkörben“ etc.
Auch in den vergangenen Wochen erhöhten sich die mittelfristigen Inflationserwartungen - trotz der sehr umfangreichen geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen - nicht signifikant, d.h. aktuell gibt es keine Anzeichen für eine kurzfristig massiv anspringende Inflation. Ein solches Szenario ist aber nicht ausgeschlossen. Wir beobachten daher die geld- sowie fiskalpolitischen Maßnahmen und deren Auswirkungen auf die Fundamentaldaten sowie die Inflationserwartungen sehr genau, um im Bedarfsfall entsprechend reagieren zu können.
Eine Liquiditätsquote von 15% ist zwar außergewöhnlich hoch, bedeutet andererseits aber auch, dass 85% des Vermögens angelegt sind. Nur ein kleiner Teil ist dem bereits eingetretenen und einem möglichen weiteren Rückgang ausgesetzt. Überwiegend ist das Vermögen in Immobilien und qualitativ hochwertigen Anleihen investiert, die in Krisen als „sicherer Hafen“ gesucht werden und deshalb wertstabil sind oder sogar an Wert gewinnen. Außerdem haben wir in Unternehmensbeteiligungen investiert, die sich in allen vergangenen Krisen als sehr viel wertstabiler erwiesen haben, als dies bei börsennotierten Aktien der Fall war. Insbesondere unsere Aktienengagements hatten wir - wie auch schon in der Vergangenheit - bereits frühzeitig zu einem großen Teil gegenüber einem potentiellen „Marktcrash“ abgesichert.
Mit dem Ausbau der Investitionen in so genannten Real Assets, d.h. Immobilien und Aktien sowie Unternehmensbeteiligungen, wurde in den vergangenen Jahren zudem in Teilen ein „natürlicher“ Inflationsschutz implementiert. Diese Anlagen machen heute rund 1/3 des Vermögens der HPK aus und werden weiter ausgebaut. Das Zinsportfolio, das insgesamt rund 2/3 der Kapitalanlagen ausmacht, ist breit diversifiziert. Dies betrifft sowohl die Zinstitel der Direktanlage als auch die extern von spezialisierten Managern verwalteten Mandate.
Neben der regionalen Streuung über entwickelte Märkte sowie Schwellenländer weisen die Anlagen auch eine breite Diversifikation hinsichtlich der Fälligkeitsstruktur auf. Diese Streuung über Fälligkeiten wirkt in einem Marktumfeld mit möglicherweise sukzessiv steigender Inflation positiv, da konstant neue Anlagen getätigt werden. Die fällig werdenden Mittel können zu höheren Renditen reinvestiert und damit voraussichtlich insgesamt eine höhere Rendite erwirtschaftet werden. Diese kann dann über eine erhöhte Verzinsung der Vorsorgekonten an die Begünstigten gehen. Auf diesem Wege könnte auch eine ansteigende Inflation voraussichtlich in Teilen aufgefangen werden.
Die Märkte haben sich im April leicht beruhigt, schwanken aber voraussichtlich noch einige Zeit stark. Wie bereits angesprochen ist aber schon jetzt klar, dass die Möglichkeiten für die Kapitalanlage der Pensionskassen auf längere Sicht nicht schlechter, sondern besser aussehen.
Bitte zögern Sie nicht uns anzusprechen, wenn Sie für Ihr internes Berichtswesen weitere Informationen und Hilfestellungen benötigen.
(Stand: 05.05.2020)